Wie mehrere Autoren, u.a. auch Whalley, anmerken, wurde Hypertext nicht speziell für das Lernen entwickelt. Das Augenmerk lag auf dem effizienten Zugriff auf Informationen und der Abkehr von der linearen Struktur . Oder mit den Worten von : ``Current Internet browsers were designed for the cross-platform distribution of multimedia information, and this useful feature is often an impediment to comprehensive, interactive, participatory applications for education.''
Ein Problem ist bereits, daß die Fragmentierung von Lernmaterial je nach Texttypus mehr oder weniger geeignet ist. Während dies z.B. hilfreich für eine Enzyklopädie ist, würde es bei einem Diskurs schwierig werden, eine schlüssige Sicht auf ein Thema oder eine Argumentation zu bieten und zu erlangen. Es ist eher die Ausnahme, daß Aussagen in Abschnitte konzentriert sind und eigenständig und unabhängig voneinander gelesen und interpretiert werden können. Die Alternative, solche Texte als Ganzes anzubieten, führt aber zum unergonomischen und unbeliebten ,,scrolling`` .
Abhilfe könnte das Anlegen von eigenen Sichten bringen, die zusätzlich zu der vom Autor intendierten existieren. Ein am Massachusetts Institute of Technology (MIT) entwickeltes multimediales Lernprogramm ,,Berliner sehen`` setzt dieses Konzept ein. Mittels Filmen, Zeitungsausschnitten, Fotos etc. soll ausländischen Studenten möglichst authentisch die deutsche Sprache und Landeskunde nahegebracht werden. Die Studenten können dabei neue Verknüpfungen zwischen den Materialien anlegen, Material nach Interesse neu ordnen und diese Perspektiven speichern. Perspektiven können dann nach bestimmten Kriterien sortiert und selektiert werden .
Das wird auch von Whalley in seiner Forderung nach einer ,,learner-centered rhetoric`` von Hypertext betont : ``The most significant pedagogic feature of hypertext is its malleability: it may change over time and it is capable of offering multiple perspectives on a particular domain'' . In einem von ihm entwickelten System führen Verweise zu anders formulierten Texten; einer anderen Abstraktionsebene. Dasselbe Prinzip haben beschrieben: ``Thus the core information or the epitome would be represented as the primary information in the database. When a student did not understand one of the concepts or principles in the epitome she could follow a link to obtain a variety of elaborations (e.g., examples, more detail, alternative representations, etc.).'' .
Ein anderes Problem ist, daß ,,Browsing`` als übliche Navigationsform alleine nicht ausreicht, um ein tiefergehendes Verständnis zu erlangen. Das wird u.a. auch von und von (``Our study reveals that when involved in ill-structured, constructive tasks, browsing and acquiring knowledge in this fashion is not a major strategy.'', S. 38) herausgestellt.
Den erfolgreichen Einsatz von Hypertext in einem Lernsystem machen auch an anderen Faktoren als am Konzept an sich oder am ,,Browsing`` fest:
``Certainly, INTERMEDIA SEEMS TO HAVE DEMONSTRATED THAT A RICH AND EXTENSIVE USE OF HYPERTEXT, WITH A CAREFULLY DESIGNED INTERFACE FOR THE AUTHOR AS WELL AS FOR THE LEARNER, IS CAPABLE OF PROVIDING A SUCCESSFUL ENVIRONMENT FOR VARIOUS KINDS OF LEARNING ACTIVITIES. A REASONABLE INTERPRETATION OF THE EVALUATIONS, HOWEVER, MIGHT BE THAT SUCH A SYSTEM PROMOTES EFFECTIVE LEARNING ONLY IN SO FAR AS THE USERS ARE ENGAGED IN ACTIVELY MAKING THEIR OWN CONNECTIONS AND INTEGRATIONS AT THE CONCEPTUAL LEVEL. [...] THERE IS NO EVIDENCE HERE THAT SIMPLY NAVIGATING AROUND THE FIXED LINKS IN INTERMEDIA PROVIDES EFFECTIVE LEARNING'' (S. 229F).
vertreten die These, daß ``a particular hypertext system, and more importantly the hypertext model it implements, defines the bounds of what can be learned through the medium'' (S. 28). Sie stellen eine Taxonomie von Hypertext-Systemen mit fünf Klassen (,,Literary``, ,,Structural``, ,,Presentational``, ,,Collaborative`` und ,,Explorative``) auf und kommen nach den von ihnen durchgeführten Untersuchungen zu der Empfehlung, daß ``we should at least use a Literary class hypertext system for the delivery of educational material'' (S. 35). Systeme dieser Klasse (und der weitergehenden Klassen ,,Collaborative`` und ,,Explorative``) haben Verbindungen von feiner Granularität, sie erlauben flexible Annotation und Manipulation der Elemente.
Whalley zitiert eine von Landow durchgeführte Untersuchung zu kollaborativem Lernen und Schreiben, nach der Hypertext in diesen beiden Anwendungen ein sehr hilfreiches Mittel ist. Aber eben nur in dieser Situation, wenn ``it is not important that readers may retain less information that they encounter whilst reading text from a screen rather than from print.'' .
Hypertext scheint, nach Landow, auch mehr die leistungsstärkeren Schüler zu unterstützen und ist weniger geeignet für leistungsschwächere. Zwei von Schulmeister zitierte Untersuchungen deuten ebenfalls auf eine Abhängigkeit hin: ,,Je mehr Vorwissen vorhanden ist, um so eher ist eine nicht-lineare Wissensaufnahme effektiv und um so eher ist es den Versuchspersonen möglich, mentale Modelle des Verstehens zu bilden.`` .
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